Wahrnehmungsentwicklung

Wahrnehmungsentwicklung
Wahrnehmungsentwicklung,
 
Während erwachsene Menschen über ein äußerst differenziertes Wahrnehmungssystem verfügen, welches sie in die Lage versetzt, Informationen aus der Umwelt und aus dem eigenen Körper aufzunehmen und zu verarbeiten, ist diese Fähigkeit bei Kindern - allerdings je nach Alter verschieden - noch weniger gut entwickelt. So fehlt z. B. zumindest im ersten Lebensjahr u. a. noch ein Teil der anatomischen und physiologischen Vorausetzungen für bestimmte Wahrnehmungsleistungen. Allerdings sind schon nach der Geburt einfache Wahrnehmungsfähigkeiten feststellbar (z. B. Schall, Helligkeit, Körperreize).
 
Aber auch nach der anatomischen und physiologischen Reifung beim älteren Kind unterliegt die Wahrnehmung ständiger Veränderung und Vervollkommnung durch Erfahrungs- und Lerneinflüsse. So verbessert sich z. B. die Fähigkeit, Entfernungen zu schätzen, in den ersten Lebensjahren laufend, bis sie etwa im Alter von 10 bis 12 Jahren den Stand des Erwachsenen erreicht.
 
Die Wahrnehmungsentwicklung hat unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung anderer Bereiche wie Motivation, Emotionalität und Motorik. Diese wirken wieder auf den Wahrnehmungsprozess zurück. Ohne die motorischen Aktivitäten des Organismus gibt es keine sensomotorischen Koordinationsleistungen.
 
Der Zuwachs an sinnlich vermittelter Erfahrung während der kindlichen Entwicklung scheint nicht nur ein quantitativer, sondern auch ein qualitativer zu sein. Dies führte z. B. J. S. Bruner dazu, drei aufeinander folgende Stadien der kognitiven Repräsentation zu unterscheiden: Das Erkennen im ersten, dem enaktiven Stadium ist gekennzeichnet durch das handelnde Umgehen mit konkreten Gegenständen der Umwelt. Hier begreift das Kind, was es im ursprünglichen Sinne des Wortes begreift. Später lernt das Kind, selbst wenn es nicht mit Gegenständen hantiert: Mit der Dominanz der Gesichts- und Gehörswahrnehmungen hat es nunmehr das ikonische Stadium (bildhaftes Stadium) erreicht. Die ikonische Repräsentation wird bald ergänzt durch das symbolische Stadium, das durch die Herausbildung feststehender Begriffe gekennzeichnet ist, die sich von der konkreten ikonischen Repräsentation ablösen lassen und diese überdauern.
 
Bruners Analyse macht deutlich, dass die Wahrnehmungsentwicklung nicht zu trennen ist von der kognitiven Entwicklung überhaupt. Diese Auffassung hat schon in der Vergangenheit - so z. B. bei der Betonung der Rolle der Anschauung für Lehr-lern-Prozesse - zu wichtigen Impulsen innerhalb der Pädagogik und Didaktik geführt.

Universal-Lexikon. 2012.

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